Arbeit im Homeoffice oder zurück ins Büro? Diese Vor- und Nachteile helfen, zu entscheiden
Google will seine Mitarbeiter auch nach Ende der Bundesnotbremse von zu Hause aus arbeiten lassen, während Goldman Sachs seine Angestellten schnellstmöglich wieder im Büro sehen möchte. Ob Arbeitgeber oder Arbeitnehmer – die Debatte „Home versus Office“ ist im vollen Gange. Eine klare Tendenz? Nicht absehbar. Dieser Artikel hilft dir, die Vor- und Nachteile beider Optionen klug abzuwägen. Wichtig zu wissen: Welche Vorgaben macht der Gesetzgeber zur Telearbeit und wie funktioniert die arbeitsvertragliche Umsetzung?
Vor- und Nachteile des Home-Office für Arbeitnehmer
Für dich als Arbeitnehmer klingt das Arbeiten von Zuhause aus verlockend: Zeitlich flexibler sein, konzentriert in angenehmer Atmosphäre deine Aufgaben erledigen. Das sah im Büro anders aus. Während du versuchst, dich auf Tabellen und Mails zu fokussieren, halten deine Kollegen einen Plausch. Der Geräuschpegel im Großraumbüro ist hoch. Messungen zufolge erreicht er einen Schalldruckpegel von bis zu 70 Dezibel. Darunter leidet deine Konzentration. Im Homeoffice besteht dieses Problem nicht. Du gestaltest dir deinen Arbeitsplatz, wie du es möchtest. Mit absoluter Ruhe, deiner Lieblingsmusik im Ohr oder bei weit geöffnetem Fenster.
Vorteile ergeben sich auch, weil der Arbeitsweg wegfällt. Nach einer Statistik des Statistischen Bundesamtes benötigen rund ein Viertel aller deutschen Arbeitnehmer mehr als 30 Minuten für den Weg zur Arbeitsstätte. Homeoffice bedeutet, sofort am Schreibtisch zu sitzen. Ohne Staus, Bahnverspätungen oder andere Ärgernisse beginnt dein Arbeitstag entspannter. Nach Feierabend bleibt mehr Zeit für Freunde, Hobbys und Familie. Auch in deinem Geldbeutel machen sich Tage im Homeoffice bemerkbar. Du sparst Kosten für Benzin oder das Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel.
Ein weiterer Pluspunkt des Homeoffice sind die flexiblen Arbeitszeiten. Ein früher Arbeitsbeginn, eine ausgedehnte Mittagspause, ein zeitiger Feierabend: Sofern keine Termine im Weg stehen, gestaltest du deine Arbeitszeiten im Homeoffice nach deinen Wünschen. Das hat einen positiven Einfluss auf deine Work-Life-Balance. Darüber hinaus erlaubt dir das Homeoffice, deinen Job besser mit der Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen oder Kindern zu vereinbaren.
Die Nachteile: Im Homeoffice hast du nicht die Möglichkeit, eine Kaffeepause mit den Lieblingskollegen einzulegen. Die soziale Isolation kann auf lange Sicht den Zusammenhalt unter Mitarbeitern schwächen. Ohne die direkte Zusammenarbeit verlängern sich Kommunikationswege. Lassen sich Informationen im Büro schnell von Schreibtisch zu Schreibtisch weitergeben, ist der Informationsfluss zu Hause schwieriger zu gewährleisten. Trotz Online-Kommunikation führen Chats häufig zu Missverständnissen. Lange und häufige „Zoom-Meetings“ erfordern mehr Konzentrationsvermögen als Meetings in Person.
Home-Office: Vor- und Nachteile für Arbeitgeber
Als Arbeitgeber sparst du durch Mitarbeiter im Home-Office bares Geld – beispielsweise bei den Stromkosten. Computer, Beamer oder Beleuchtung bleiben aus. Darüber hinaus entfallen Kosten für die Verpflegung der Mitarbeiter, zum Beispiel durch Obst, Snacks oder Getränke. Je nachdem, wie viele deiner Angestellten an wie vielen Tagen langfristig von zu Hause aus arbeiten möchten, kannst du die Bürofläche reduzieren. Vielleicht ist es preislich gar attraktiver, in neue Räumlichkeiten umzuziehen, die sich besser an die Corona bedingten Hygiene-Vorschriften anpassen lassen. Unser Tipp: Lass deinen Mietvertrag von unseren Fachanwälten checken, damit du deine Spielräume genau kennst.
Laut einer Studie von Malakoff Mederic sind Arbeitnehmer, die zu Hause arbeiten, bis zu 85 Prozent weniger müde, als wenn sie im Büro sind. Die Folge: Sie sind seltener krank. Zusätzlich stecken sie keine Kollegen an, da sie bei geringfügigen Krankheitsfällen das Haus nicht verlassen.
Die Attraktivität deines Unternehmens steigt, wenn du deine Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten lässt. Rund jeder dritte Arbeitnehmer wünscht sich, gelegentlich in den heimischen Wänden der Arbeit nachzugehen. Beispielsweise, weil er oder sie sich die weite Anfahrt sparen möchte. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.
Leidet die Produktivität im Home-Office?
Eine der derzeit wichtigsten Fragen, die Arbeitnehmer wie Arbeitgeber beschäftigt. Bis belastbare Studien aus verschiedenen Branchen unter den aktuell herrschenden Corona-Bedingungen vorliegen, muss individuell Bilanz gezogen werden. Arbeiten im Homeoffice erfordert in der Regel viel Selbstdisziplin. Aus diesem Grund befürchten viele Arbeitgeber, dass die Produktivität sinkt. Allerdings ergab die Studie „Does working from home work“, dass Beschäftigte im Homeoffice um bis zu 13 Prozent produktiver sind. Dies geht jedoch mit vermehrtem Stress einher. Eine im Jahr 2019 erschienene Studie der International Labour Organisation der UN belegt, dass Arbeitnehmer, die im Homeoffice arbeiten, regelmäßig an innerer Unruhe und Schlaflosigkeit leiden. Wie sich dies durch die aktuelle Corona-Situation weiter verschärfen wird, bleibt abzuwarten.
Home-Office als Pflicht: Diese Regel schreibt der Gesetzgeber vor
Um das Infektionsrisiko zu senken, greift bis vorerst 30. Juni 2021 die Bundesnotbremse. Sie verpflichtet Arbeitgeber, Homeoffice anzubieten. Ausnahmen sind lediglich durch zwingende, betriebliche Gründe möglich. Fehlen dir etwa die erforderlichen Arbeitsmittel oder verfügt dein Arbeitgeber über eine unzureichende IT-Infrastruktur, kann deine Anwesenheit im Betrieb erforderlich sein.
Die Homeoffice-Pflicht besteht nur für Tätigkeiten, die von Zuhause aus erledigt werden können. Arbeitest du beispielsweise als Handwerker in einer Tischlerei, darf dich dein Chef weiterhin für einen Auftrag zum Kunden schicken. Bist du jedoch für Buchhaltung oder Termine zuständig, muss dir Heimarbeit angeboten werden.
Bist du als Arbeitnehmer dazu verpflichtet, dieses Angebot anzunehmen? Bis zum 30. Juni 2021 musst du gem. § 28b des Infektionsschutzgesetzes deine berufliche Tätigkeit soweit wie möglich in die private Wohnung verlagern. Eine Ausnahme besteht nur in begründeten Fällen wie diesen:
Nachteile, die die Arbeit im Home-Office unzumutbar machen
- Nachteil Wohnung: Sie ist zu klein, um einen Schreibtisch fürs Homeoffice einzurichten.
- Heimarbeit ist nicht möglich, weil die technischen Voraussetzungen fehlen (schwache Internetleitung).
- Sinkende Produktivität: Du befürchtest Störungen durch Dritte, beispielsweise Ablenkung durch deine Kinder.
Um die Heimarbeit abzulehnen, reicht eine formlose Mitteilung an deinen Chef. Eine umfassende Begründung ist nicht erforderlich.
Homeoffice: Muss dein Arbeitgeber deinen Arbeitsvertrag anpassen?
Die Unverletzlichkeit deiner Wohnung ist durch das Grundgesetz geschützt (Artikel 13 GG). Die Einführung von Homeoffice-Arbeit erfordert eine arbeitsvertragliche Vereinbarung zwischen dir und deinem Chef. Ob dein Arbeitsvertrag einen wirksamen Passus enthält, kannst du durch unsere Fachanwälte prüfen lassen – innerhalb von 24 Stunden.
Sofern dein Arbeitsvertrag keinen entsprechenden Absatz beinhaltet, sollte dein Arbeitgeber mit dir eine Zusatzvereinbarung schließen. Diese umfasst idealerweise Regelungen zum zeitlichen Umfang der Heimarbeit, zur Erreichbarkeit sowie zur Übertragung der Dokumentationspflichten.
Wichtig: Alle Vereinbarungen zur Homeoffice-Arbeit unterliegen der AGB-Kontrolle nach §§ 305 ff. BGB. Dein Arbeitgeber hat bei der Formulierung einer Zusatzvereinbarung auf eine transparente und angemessene Vertragsgestaltung zu achten. Wie diese aussehen kann, erklärt dir unser Ratgeber zum Thema „Arbeiten im Home Office“.
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