Überstunden als Grundschulrektor: Was das Urteil jetzt für alle Lehrer bedeutet

Veröffentlicht am: 27.Februar.2025Kategorien: Arbeitswelt, RechtlichesLesezeit: 2 Min.
Lehrer inmitten von Schülern
Avatar-Foto
Kilian Floß verfasst Blogartikel zu rechtlichen und tagesaktuellen Themen für den Love & Law Blog.

Wenn Lehrer über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus arbeiten, kommt es oft zu Missverständnissen – und vor allem zu unvergüteten Überstunden. Doch ein aktuelles Urteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts (OVG) zeigt, dass nicht jede unbezahlte Mehrarbeit hinzunehmen ist. Ein pensionierter Grundschulrektor aus Hannover bekam nun 31.435,59 Euro Entschädigung für seine Überstunden. Das Urteil hat weitreichende Konsequenzen für Lehrer und Schulleitungen. Warum? Weil es die Frage aufwirft, ob die Überstundenregelungen für Lehrkräfte wirklich fair sind.

Was das Gericht entschied: Eine klare Ansage für Mehrarbeit

Das OVG in Lüneburg sprach einem pensionierten Grundschulrektor Entschädigung für seine Überstunden zu. Der Mann hatte zwischen 2017 und 2022 regelmäßig mehr als die vertraglich festgelegte Arbeitszeit gearbeitet und forderte für insgesamt 8,42 Stunden Mehrarbeit pro Woche eine finanzielle Entschädigung. Das Gericht bestätigte, dass der Rektor die Stunden ausreichend dokumentiert hatte. Es wurde anerkannt, dass Schulleiter nicht nur den Unterricht zu organisieren haben, sondern auch zahlreiche andere Aufgaben übernehmen, die von den Beamtenregelungen nicht erfasst werden. Die Entschädigung für die Überstunden ist damit ein Schritt in die richtige Richtung.

Warum es für Lehrer keine einfache Lösung gibt

Der Fall zeigt eines klar: Lehrkräfte arbeiten oft weit mehr als die offizielle Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche. Doch die Problematik liegt in der Schwierigkeit, diese Überstunden nachzuweisen. Das Gericht entschied zugunsten des Klägers, weil er die Stunden dokumentiert hatte. Ein Problem bleibt jedoch: Viele Lehrer haben keine Möglichkeit, ihre Überstunden offiziell festzuhalten. Auch wenn Studien zeigen, dass Schulleiter und Lehrer regelmäßig mehr arbeiten, wird der zusätzliche Aufwand oft nicht anerkannt. Was fehlt, ist eine klare gesetzliche Regelung zur Arbeitszeiterfassung für Lehrer.

Das Urteil könnte der Anfang von Veränderungen sein

Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte das Urteil und forderte eine gesetzliche Regelung, die die Mehrarbeit von Lehrkräften anerkennt und regelt. Denn eine klare Regelung zur Arbeitszeiterfassung könnte verhindern, dass Lehrkräfte weiterhin in einem rechtlichen Graubereich arbeiten. In einem Beruf, der ohnehin schon mit enormen Anforderungen und viel Verantwortung verbunden ist, darf es nicht sein, dass Überstunden für Lehrer weiterhin nicht ordentlich vergütet werden.

Das Urteil des OVG Lüneburg mag für den betroffenen Grundschulrektor ein Erfolg sein – doch die wahre Frage bleibt: Wie viele Lehrer arbeiten unter ähnlichen Bedingungen und werden nicht gehört? Das Gesetz muss endlich an die Realität des Lehrerberufs angepasst werden. Es ist längst überfällig, dass Überstunden auch für Lehrkräfte die gleiche Aufmerksamkeit erhalten wie in anderen Berufen. Und vielleicht sollte auch ein Blick auf die Verantwortung von Schulleitungen und Ministerien geworfen werden: Werden die Arbeitsbelastungen von Lehrkräften wirklich fair verteilt? Hier besteht noch ein erheblicher Reformbedarf.

Hast du Fragen zu deinen Überstunden als Lehrer? Buche jetzt eine Rechtsberatung und schütze deine Rechte!

Zum Festpreis 119 EURO (brutto)