Tesla in Grünheide: Gehaltseinbehalt und Druck auf kranke Mitarbeiter – Was steckt dahinter?
In der Gigafactory von Tesla in Grünheide brodelt es wieder. Krankheitsbedingte Ausfälle steigen, doch statt für Entlastung zu sorgen, ergreift der US-Autobauer Maßnahmen, die bei vielen auf Unverständnis stoßen. Mitarbeiter berichten von Druck, die Diagnose offenzulegen und Entgeltansprüche werden in Frage gestellt. Was passiert hier wirklich?
Der Druck wächst: Krankheitsfälle in Tesla’s Gigafactory
Tesla kämpft mit einem immer höheren Krankenstand in seiner Grünheider Fabrik. In den letzten Monaten stieg der Krankenstand auf bis zu 15 Prozent. Ein Umstand, der nicht nur die Produktionsabläufe stört, sondern offenbar auch das Unternehmen dazu bringt, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Laut IG Metall erhalten krankgemeldete Mitarbeiter E-Mails, in denen sie aufgefordert werden, ihre ärztlichen Atteste offenzulegen und sogar die behandelnden Ärzte von ihrer Schweigepflicht zu entbinden. Mitarbeiter, die sich weigern, riskieren die Rückforderung von Gehältern oder gar eine Kündigung.
IG Metall schlägt Alarm: „Unzulässiger Druck“
Die Gewerkschaft IG Metall spricht von einem massiven Eingriff in die Privatsphäre der Mitarbeiter. Der Vorwurf: Tesla zweifelt ohne ausreichende Grundlage an den Krankmeldungen und übt einen erheblichen Druck auf kranke Arbeitnehmer aus. Es geht dabei nicht nur um die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, sondern auch um Drohungen, dass unberechtigte Lohnfortzahlungen zurückgefordert werden. Manche Mitarbeiter berichten von Gesprächen, in denen sie auf angebliche „Schulden“ durch zu hohe Zahlungen hingewiesen und zur Unterzeichnung von Aufhebungsverträgen gedrängt wurden.
Dirk Schulze von der IG Metall ist sich sicher: „Mit solchen Methoden wird den Beschäftigten finanzielle Not zugefügt.“ Er fordert eine sofortige Einstellung dieser Praktiken, da sie die Mitarbeiter in eine äußerst unangenehme und existenziell bedrohliche Lage versetzen.
Teslas Reaktion: Zahlreiche Missverständnisse?
Tesla reagiert auf die Vorwürfe mit einer Stellungnahme, in der sie die Anschuldigungen als übertrieben zurückweist. Der Konzern erklärt, dass es sich lediglich um etwa ein Dutzend problematische Fälle pro Monat handle – bei einer Belegschaft von rund 11.000 Mitarbeitern. Tesla argumentiert, dass in bestimmten Fällen, etwa bei einer vermeintlichen „Krankschreibung“ während abgelehnten Urlaubsanträgen, das Recht des Arbeitgebers auf Überprüfung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung nicht nur rechtens, sondern notwendig sei. Es handele sich um eine gängige Praxis in Deutschland, so Tesla.
Wer sich jedoch in einem dieser Fälle wiederfindet, fühlt sich möglicherweise nicht ganz so beruhigt. Denn während das Unternehmen die Zahl der strittigen Fälle kleinredet, leiden die betroffenen Mitarbeiter unter wachsendem Druck und finanziellen Sorgen.
Tesla in der Kritik: Arbeitgeberpflichten oder unnötiger Druck?
Die Frage bleibt: Sind Teslas Maßnahmen gerechtfertigt oder schlichtweg ein zu harter Eingriff in die Rechte der Mitarbeiter? Klar ist, dass die Gesundheit der Belegschaft nicht nur durch äußeren Druck, sondern auch durch Arbeitsbedingungen beeinflusst wird. Statt mit Strafen und Einschüchterung zu reagieren, sollte der Fokus darauf liegen, die Ursachen für den hohen Krankenstand zu finden und zu beheben.
Unser kritischer Kommentar: Tesla darf nicht vergessen, dass hinter den Krankmeldungen echte Menschen mit echten gesundheitlichen Problemen stehen. Wer sich mit solchen Praktiken in die öffentliche Wahrnehmung begibt, riskiert nicht nur die Arbeitskraft seiner Mitarbeiter, sondern auch seinen Ruf. Hier braucht es eine klare Linie – und vor allem Verständnis für die Bedürfnisse der Mitarbeiter. Wer sich selbst als Arbeitgeber der Zukunft sieht, sollte auch eine Kultur der Fürsorge und des Respekts pflegen.