Tempo unter Kontrolle: Warum Section Control zwar fairer ist – aber in Deutschland trotzdem kaum genutzt wird

Was ist Section Control – und warum ist sie vielen Autofahrern lieber?
Section Control – auch bekannt als Streckenradar – ist ein intelligentes Messsystem, das nicht punktuell „blitzt“, sondern die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Fahrzeugs über einen längeren Abschnitt misst. Zwei Kameras erfassen am Anfang und Ende einer bestimmten Strecke, wie lange ein Fahrzeug gebraucht hat – und errechnen daraus das Durchschnittstempo.
Der Vorteil: Wer sich insgesamt ans Tempolimit hält, ist auf der sicheren Seite – selbst wenn er zwischendurch mal etwas zu flott oder zu langsam war. Das führt zu einem gleichmäßigeren Verkehrsfluss, weniger abruptem Bremsen vor Blitzern und – wie Studien zeigen – auch zu weniger Unfällen. In Ländern wie Österreich, den Niederlanden, Großbritannien oder der Schweiz gehört die Technik längst zum Standard.
Warum läuft Section Control in Deutschland nicht?
In Deutschland verlief das Experiment mit Section Control bislang holprig. Ein Pilotprojekt auf der B6 bei Hannover wurde 2018 gestartet, 2021 offiziell in den Regelbetrieb übernommen – und Anfang 2024 schon wieder abgeschaltet. Der Grund: Datenschutzprobleme.
Obwohl selbst das Bundesverwaltungsgericht das System als zulässig bewertete, änderten sich Anfang 2024 die gesetzlichen Anforderungen an Datenspeicherung und Verschlüsselung. Die eingesetzte Technik konnte diese Vorgaben nicht mehr erfüllen, und eine Nachrüstung wollte der Hersteller nicht finanzieren. Damit war das Projekt Geschichte – und geplante weitere Anlagen wurden auf Eis gelegt.
Ironisch: Die Daten von korrekt fahrenden Autofahrern wurden sofort gelöscht – trotzdem reichte die technische Umsetzung laut Gesetzgeber nicht mehr aus. Es war nicht die Idee, sondern die Umsetzung, die Section Control in Deutschland scheitern ließ.
Funktioniert die Technik – und was bringt sie wirklich?
Die Erfolge sprechen für sich:
- In Niedersachsen sank die Durchschnittsgeschwindigkeit nach Einführung der Section Control von 105 auf 95 km/h.
- Die Zahl der Temposünder auf dem 2,2 km langen Abschnitt lag bei nur 3,6 pro Tag.
- Kein einziger Unfall wurde während der Projektlaufzeit registriert.
Auch Österreich berichtet: Dort sank auf kontrollierten Abschnitten die Zahl der Verkehrstoten um bis zu 50 Prozent. In den Niederlanden reduzierte sich das Unfallgeschehen nach der Einführung um fast die Hälfte. Die Technik wirkt – besonders in sensiblen Bereichen wie Tunneln oder Baustellen.
Aber: Sie ist teuer. Eine fest installierte Section-Control-Anlage kostet bis zu eine Million Euro, mobile Varianten immerhin noch 300.000 bis 400.000 Euro. Ein klassischer Blitzer ist da deutlich günstiger.
Section Control: Tempolimit mit Gerechtigkeitsanspruch
Anders als klassische Blitzer bestraft sie nicht den Sekundenmoment, sondern das tatsächliche Fahrverhalten über eine Strecke. Das ist aus Sicht der Verkehrssicherheit sinnvoll – und aus juristischer Sicht fairer. Denn sie trifft wirklich nur die, die konstant zu schnell sind – und nicht die, die kurz abgelenkt waren oder leicht bergab beschleunigt haben.
Was hierzulande fehlt, ist nicht das Konzept – sondern der politische Mut und der Wille zur datenschutzkonformen Umsetzung. In einer Zeit, in der wir überall mit Gesichtserkennung, Verkehrs-Apps und Smartwatch-Daten leben, wirkt das Datenschutzargument wie ein vorgeschobenes Feigenblatt.
Fazit: Section Control hat das Potenzial, unsere Straßen sicherer zu machen – wenn man sie denn lässt. Deutschland bremst sich mal wieder selbst aus.
Lass Dich umfassend zu Section Control beraten und erfahre, wie Du Bußgelder vermeiden kannst. Sichere Dir noch heute Deine Rechtsberatung!