Stranddrama in Italien: Wie EU-Regeln den Sonnenschirm-Streit anheizen

Veröffentlicht am: 09.August.2024Kategorien: RechtlichesLesezeit: 2 Min.
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Hakan Tok schreibt Artikel zu technischen Themen im Blog Recht 24/7 Love & Law.

Italiens Strände – ein Paradies für Urlauber und ein lukratives Geschäft für Betreiber. Doch nun droht ein Sturm in der Idylle. Eine EU-Richtlinie könnte das traditionelle Strandgeschäft aus den Angeln heben. Die Betreiber schlagen Alarm, denn sie sehen ihre Existenz gefährdet.

Alte Tradition trifft auf neue EU-Vorgaben

Edoardo Moscara und seine Familie betreiben seit drei Generationen ein Strandbad in Ostia, einem beliebten Badeort nahe Rom. Jeden Morgen spannen sie die Sonnenschirme auf und stellen hunderte Liegen bereit. Doch dieser Alltag steht auf der Kippe. Grund dafür ist eine EU-Richtlinie, die Italien verpflichtet, die Konzessionen für die Strandbäder international neu auszuschreiben.

Bisher wurden diese Konzessionen meist einfach verlängert – oft für ein paar Euro. Nun aber müssen sich die Betreiber in einem offenen Wettbewerb behaupten. Moscara und viele andere, die seit Jahrzehnten in ihre Strandabschnitte investiert haben, fürchten, dass sie nicht gegen große Hotelketten oder finanzstarke Unternehmen bestehen können. Ein Verlust der Konzession könnte das Aus für viele traditionelle Strandbäder bedeuten.

Das Geschäft mit Sonne, Strand und Meer

Die italienischen Strandbäder sind ein Milliardengeschäft. Für ein Paar Liegen und einen Sonnenschirm zahlen Touristen oft 30 Euro pro Tag. Die Branche erwirtschaftet jährlich bis zu 30 Milliarden Euro. Dabei ist ein Großteil der Strände, wie in Ostia, kommerziell betrieben. Frei zugängliche Strandabschnitte werden zur Seltenheit.

Diese Kommerzialisierung ruft auch Umweltschützer auf den Plan. Sebastiano Venneri von Legambiente kritisiert, dass immer mehr Strandflächen von privaten Betreibern beansprucht werden. Seiner Meinung nach sollten mindestens 50 Prozent der Strände für die Allgemeinheit frei zugänglich sein. Die derzeitige Praxis der automatischen Konzessionsverlängerungen sieht er als Grund für die massive Ausbreitung der Strandbäder. Doch die anstehende EU-Neuregelung betrachtet er als Chance, die Strände wieder öffentlicher zu machen.

Die ungewisse Zukunft der Strandbäder

Während Umweltschützer auf mehr öffentliche Strände hoffen, kämpfen die Betreiber um ihre Existenz. Die Unsicherheit ist groß, denn noch ist unklar, wie die neuen Regeln für die Konzessionsvergaben aussehen werden. Obwohl Italien die EU-Richtlinie seit fast 20 Jahren umsetzen muss, gibt es immer noch keine konkreten Vorgaben.

Für Edoardo Moscara und seine Kollegen bedeutet diese Ungewissheit schlaflose Nächte. Solange die neuen Regeln nicht bekannt sind, wissen sie nicht, ob sich der Weiterbetrieb ihres Strandbades lohnt. Sollte die Regierung nicht bald handeln, könnte der kurze Protest vom vergangenen Freitag nur der Anfang sein. Schon am 19. August planen die Strandbetreiber eine weitere Streikaktion – diesmal soll sie länger andauern.

Während die Sonne über Italiens Stränden scheint, bleibt die Zukunft der Strandbäder im Dunkeln. Ob die Betreiber den drohenden Veränderungen trotzen können oder ob sie dem Wettbewerb weichen müssen, wird sich bald zeigen. Sicher ist nur: Der Kampf um die Küste hat gerade erst begonnen.