Schadenersatz für Wirecard-Anleger: Ein bitteres Urteil – Was nun?
Im Milliardenbetrug rund um Wirecard erhoffen sich tausende Anleger Schadensersatz für die falschen Versprechen und manipulierenden Bilanzen des Unternehmens. Doch ein aktuelles Urteil des Bayerischen Obersten Landesgerichts hat diese Hoffnungen jetzt einen empfindlichen Dämpfer verpasst. Die Entscheidung betrifft insbesondere die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die über Jahre hinweg die gefälschten Bilanzen von Wirecard abgenickt hat. Aber können Anleger nun wirklich keine Entschädigung erwarten? Was bedeutet dieses Urteil für die tausenden geschädigten Investoren? Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Punkte.
Die große Enttäuschung: Schadensersatzansprüche abgelehnt
Im sogenannten Musterverfahren, das tausende von Klagen von Wirecard-Anlegern bündelt, haben die Richter des Bayerischen Obersten Landesgerichts den Schadensersatzanspruch gegen EY abgewiesen. Diese Entscheidung trifft einen Nerv, da viele Investoren gehofft hatten, zumindest durch die Wirtschaftsprüfer ihr Geld zurückzubekommen. Die Richter argumentierten, dass EY nicht selbst die falschen Bilanzen von Wirecard veröffentlicht habe – diese Verantwortung liege bei Wirecard und nicht bei EY. Für viele ist das ein schwer nachvollziehbares Urteil, denn die Prüfer hätten schließlich die falschen Zahlen absegnen müssen.
Was bleibt von den Klagen?
Trotz der Abweisung im Musterverfahren bedeutet das Urteil nicht das endgültige Aus für alle Schadensersatzansprüche. Das Gericht hat klargestellt, dass in einem separaten Verfahren geprüft werden kann, ob EY seine Prüfpflichten verletzt hat. Sollten die Prüfer bei ihrer Arbeit fahrlässig oder sogar absichtlich Fehler gemacht haben, könnte das ein neues Verfahren nach sich ziehen. Anleger, die auf eine schnelle Lösung gehofft haben, werden jedoch noch länger auf eine endgültige Entscheidung warten müssen.
Was heißt das für die Anleger?
Für die fast 8.700 Anleger, die sich im Musterverfahren versammelt haben, bleibt das größte Problem: Ihre Klage gegen EY bleibt vorerst ohne Erfolg. Allerdings sind Schadensersatzforderungen gegen den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun und andere frühere Führungskräfte noch nicht vom Tisch. Das bedeutet, dass es weiterhin Chancen gibt, zumindest in diesen Fällen Entschädigungen zu erhalten. Doch bis ein Urteil in diesen individuellen Verfahren gefällt wird, wird es noch eine Weile dauern.
Ein rechtliches Durcheinander, aber Hoffnung bleibt
Das Urteil aus München ist ein Rückschlag für viele Wirecard-Anleger, die auf eine schnelle Entschädigung gehofft hatten. Doch auch wenn das Musterverfahren nicht den gewünschten Erfolg bringt, bleibt die Frage nach der Verantwortung von EY und anderen Beteiligten weiterhin offen. Die nächsten Jahre könnten zeigen, ob Anleger letztlich doch noch zu ihrem Recht kommen – oder ob sie sich endgültig mit der bitteren Realität abfinden müssen.
Warum Wirecard nur die Spitze des Eisbergs ist
Wie sieht es nun aus: Wird der Fall Wirecard in den nächsten Jahren genauso vor sich hin dümpeln wie viele andere große Wirtschaftsprozesse? Während sich die Schadenersatzforderungen von Wirecard-Investoren immer weiter verzögern, stellt sich eine entscheidende Frage: Warum ist der Finanzmarkt so wenig transparent, dass solche Skandale überhaupt passieren können? Anstatt auf die nächste Entscheidung des Bundesgerichtshofs zu warten, sollten wir uns als Gesellschaft und als Anleger vielleicht stärker fragen, wie wir solch massiven Missbrauch im Finanzsystem langfristig verhindern können. Klar ist: Solange sich das Rechtssystem nur auf die Frage stützt, wer zu welchem Zeitpunkt welche Fehler gemacht hat, bleibt die eigentliche Lektion über die Verantwortung von Unternehmen und Prüfgesellschaften auf der Strecke.