Ryanair zieht den Kopf aus der Schlinge – warum Sie bei der Buchung jetzt mehr Optionen haben
Wie ein kleines Menü eine große Debatte auslöste
Wer in letzter Zeit einen Flug bei Ryanair buchen will, merkt schnell: Etwas hat sich geändert. Und zwar nicht bei den Preisen, sondern dort, wo man es am wenigsten erwartet – im Dropdown-Menü zur Anrede. Bis vor Kurzem hatte man dort die Wahl zwischen „Herr“, „Frau“ und – man glaubt es kaum – „Fräulein“. Für viele ein alter Zopf, für andere ein echtes Problem.
Besonders für René Rain Hornstein, der sich als nicht-binär identifiziert. Also weder eindeutig männlich noch weiblich. Als Hornstein 2021 seinen Mallorca-Flug buchen wollte, endete die Vorfreude auf Sonne und Sangria im Frust: Keine passende Anrede im System. Kein „divers“, kein „keine Angabe“. Für Hornstein eine klare Diskriminierung – und ein Angriff auf sein Persönlichkeitsrecht.
Warum Ryanair plötzlich Handlungsbedarf sah
Der Fall landete vor dem Berliner Landgericht. Hornsteins Forderung: 5.000 Euro Schmerzensgeld. Seine Begründung: Die Airline habe gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) verstoßen. Was zunächst wie ein kleiner Online-Fehler aussieht, hat eine tiefere Dimension: Wenn sich Menschen durch technische Systeme ausgeschlossen fühlen, ist das nicht einfach „Pech gehabt“, sondern ein echtes gesellschaftliches Problem.
Doch noch bevor ein Urteil fiel, einigten sich Ryanair und Hornstein außergerichtlich. Was genau vereinbart wurde? Verschwiegen. Aber üblich sind in solchen Fällen finanzielle Entschädigungen. Und die vermutlich noch wertvollere Zugabe: Ryanair hat sein Buchungssystem angepasst – es gibt nun mehr Auswahl bei der Anrede.
Ein kleiner Klick mit großer Wirkung
Für viele Reisende mag die Anrede bei der Flugbuchung nebensächlich sein. Für andere ist sie ein Ausdruck von Anerkennung und Respekt. Wer im Alltag ständig zwischen den Stühlen sitzt, freut sich über jede digitale Ecke, in der man sich gesehen fühlt. Ryanair hat verstanden – oder musste verstehen.
Die Debatte zeigt: Auch Unternehmen mit Millionen Kunden können sich nicht mehr hinter veralteten Standards verstecken. Die Gesellschaft wird vielfältiger – und das Internet muss mitziehen. Was früher als „Kleinigkeit“ abgetan wurde, ist heute ein Prüfstein für den Umgang mit Menschenrechten im digitalen Raum.
Höchste Zeit, dass was passiert
Man muss es deutlich sagen: Dass eine große Airline im Jahr 2021 noch „Fräulein“ als Option anbietet, wirkt wie aus der Zeit gefallen – fast schon peinlich. Und dass erst eine Klage her muss, damit sich etwas bewegt, zeigt, wie weit manche Unternehmen hinter der gesellschaftlichen Realität zurückhinken.
Ryanair hat Glück gehabt, dass der Fall ohne Urteil endete – ein echtes Gerichtsurteil hätte vielleicht noch mehr Staub aufgewirbelt. Aber klar ist auch: Der Fall zeigt, wie viel Macht ein einzelner Klick haben kann. Und wie viel Mut es braucht, ihn einzufordern.
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