Milliardenstrafe im Anflug? EU knöpft sich TikTok vor – wegen undurchsichtiger Werbung

Was zeigt TikTok uns wirklich – und wer steckt dahinter?
Kurze Clips, tanzende Teenager, virale Challenges – TikTok hat sich rasant zur Lieblingsplattform der jungen Generation entwickelt. Doch hinter den bunten Videos brodelt ein ernster Konflikt mit der Europäischen Union. Die EU-Kommission wirft TikTok nämlich vor, massiv gegen das neue Digitalgesetz – den Digital Services Act (DSA) – zu verstoßen. Es geht um intransparente Werbung, verschleierte politische Inhalte und den fehlenden Schutz vor Manipulation.
Besonders heikel: TikTok soll politische Videos im Zusammenhang mit der rumänischen Präsidentschaftswahl 2024 nicht als Werbung gekennzeichnet haben. Ein Gericht erklärte die Wahl später wegen mutmaßlicher russischer Einflussnahme für ungültig. Die Frage liegt in der Luft: Hat TikTok diese Manipulation womöglich unbewusst – oder gar wissentlich – begünstigt?
Die Kritik: Werbung im Tarnmantel
Laut EU fehlen im Werberegister von TikTok wichtige Angaben – etwa wer hinter den Anzeigen steckt, wer sie finanziert und wen sie erreichen sollen. Die Plattform sei so intransparent, dass es praktisch unmöglich sei, Desinformation, politische Propaganda oder Betrugsmaschen rechtzeitig zu erkennen. Hinzu kommt: Die Suchfunktion im Werbe-Archiv sei so schlecht, dass es fast niemand effektiv nutzen könne – weder Journalistinnen noch Forschende oder Aktivistinnen.
Die EU-Kommission spricht hier Klartext: Solche Mängel gefährden die öffentliche Meinungsbildung, besonders im Wahljahr 2024, in dem viele europäische Länder zu den Urnen schreiten. „Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu wissen, wer hinter den Botschaften steckt, die sie sehen“, so EU-Digitalkommissarin Henna Virkkunen.
Was TikTok sagt – und was jetzt droht
TikTok zeigt sich überrascht – und zugleich uneinsichtig. Zwar erkenne man den DSA grundsätzlich an, man sei aber mit einigen „Interpretationen“ der EU-Kommission nicht einverstanden. Trotzdem wolle man mit den Behörden zusammenarbeiten.
Doch der Ton der EU ist deutlich: Sollte sich der Verstoß bestätigen, droht dem Mutterkonzern Bytedance eine Geldstrafe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Bei einem Unternehmen dieser Größenordnung bedeutet das eine Milliardenstrafe – und ein deutliches Signal an die gesamte Digitalbranche.
Kein Einzelfall: Auch andere Plattformen zittern
TikTok steht mit der Kritik nicht allein da. Auch andere Tech-Giganten wie Meta (Facebook, Instagram) oder X (ehemals Twitter) sind im Visier der EU. Dort geht es um algorithmische Risiken, mangelhaften Jugendschutz und fehlende Kontrolle gegen Hassrede. Klar ist: Die EU meint es ernst mit dem Digital Services Act – und will das Netz endlich sicherer und nachvollziehbarer machen.
Schluss mit der TikTok-Show?
Was hier passiert, ist mehr als nur ein Bürokraten-Streit. Es geht ums Eingemachte: Transparenz, Demokratie und digitale Verantwortung. TikTok hat mit seiner Reichweite enormen Einfluss – besonders auf junge Menschen. Wenn dieser Einfluss über intransparente Werbung und politische Inhalte unterwandert wird, ist das nicht nur fahrlässig, sondern gefährlich.
TikTok & Co. haben lange genug mit halbgaren Regeln gearbeitet. Jetzt ist die Zeit für klare Kante. Der DSA ist kein Wunschkonzert – sondern eine Pflichtveranstaltung. Wer auf dem europäischen Markt mitspielen will, muss auch europäische Spielregeln einhalten. Punkt.