Kommt Schettino jetzt wirklich frei? – Hafterleichterung für den Costa Concordia-Kapitän sorgt für Aufregung

Veröffentlicht am: 23.Januar.2025Kategorien: RechtlichesLesezeit: 3 Min.
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Kilian Floß verfasst Blogartikel zu rechtlichen und tagesaktuellen Themen für den Love & Law Blog.

Was passiert, wenn der Verurteilte „gute Führung“ zeigt? 

Francesco Schettino, der Kapitän der Costa Concordia, hat ein Antrag gestellt, früher als geplant in den offenen Vollzug zu kommen. Fast 13 Jahre nach der Tragödie, die 32 Menschen das Leben kostete, könnte er bald die Haftanstalt verlassen, um in den Alltag zurückzukehren – zumindest für einen Teil des Tages. Doch während die italienische Justiz von Resozialisierung spricht, regt sich Widerstand bei den Überlebenden und Angehörigen der Opfer. Die Frage bleibt: Soll man jemandem wie Schettino tatsächlich eine zweite Chance geben? 

Der schreckliche Unfall: Was damals geschah 

Es war in der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 2012, als die Costa Concordia vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen auflief und kenterte. Der Kapitän und die Crew ließen das Schiff zurück, während Hunderte Passagiere um ihr Leben kämpften. Zu den 32 Todesopfern zählten auch zwölf Deutsche, darunter eine Familie aus Bayern, die das Unglück nur knapp überlebte. Francesco Schettino, der das Schiff verließ, wurde später für seine Rolle beim Unglück verurteilt und verbüßt nun eine 16-jährige Haftstrafe. 

„Der Rest seines Lebens wird seine Strafe sein“ 

Für die Überlebenden ist die Vorstellung, dass Schettino für seine „gute Führung“ früher freikommen könnte, ein Schlag ins Gesicht. Vanessa Brolli, die mit ihrer Familie auf der Costa Concordia war, erklärt, dass sie sich nicht vorstellen könne, dass der Kapitän nach Hause zurückkehrt. Ihre Erinnerungen an die dramatischen Szenen – wie sie die schreckliche Panik der Menschen erlebte und ihren Vater retten musste – sind nach wie vor lebendig. Für sie und viele andere Opfer hinterlässt der Kapitän nicht nur eine kriminelle Schuld, sondern auch ein moralisches Erbe der Verzweiflung. 

„Schettino wird für den Rest seines Lebens mit der Schuld leben“, sagte Brolli. Doch kann das wirklich als „Strafe“ angesehen werden, wenn der Ex-Kapitän bald in den offenen Vollzug kommt? Das sorgt für einen weiteren Zündstoff in einer schon lange andauernden Debatte um Gerechtigkeit und Resozialisierung. 

Resozialisierung vs. Strafe: Ein schwieriges Dilemma 

In vielen Rechtssystemen weltweit gilt: Wer sich in Haft gut verhält, sollte die Chance auf Resozialisierung und eine frühere Haftentlassung erhalten. Italien macht dabei keine Ausnahme und erlaubt Hafterleichterungen, wenn ein Gefangener seine Strafe mit „guter Führung“ verbüßt. Doch bei einem Fall wie diesem wird schnell klar: Die Gesellschaft fragt sich, ob jemand, der eine solche Tragödie verursacht hat, tatsächlich mit weniger Strafe davonkommen sollte. 

Es ist eine schwierige Balance zwischen den Zielen der Strafjustiz – der Bestrafung von Taten und der Resozialisierung von Straftätern. Muss man einem Täter wie Schettino den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen, nur um den Opfern und ihren Angehörigen Genugtuung zu verschaffen? Oder kann man den Gefangenen in einem kontrollierten Rahmen in die Gesellschaft zurückführen? 

„Gute Führung“ als Freifahrtschein? – Eine kritische Betrachtung der Hafterleichterung für Schettino 

Die Idee, dass jemand nach einem solchen Verbrechen „wieder ins Leben zurückkehren“ kann, mag in vielen Fällen nachvollziehbar sein, aber hier geht es um mehr als nur um die Einhaltung von Gesetzen. Es geht um Gerechtigkeit für die Opfer und um die Frage, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Schuld und Verantwortung zu vergeben. Die Möglichkeit von Hafterleichterungen für einen Mann, der aus dem sinkenden Schiff floh, wird vielen als unangemessen erscheinen. 

Ein kritischer Blick auf das Gesetz: Sollte „gute Führung“ allein wirklich ein Kriterium sein, wenn es um die Freiheit von Menschen geht, die für solch unvorstellbare Tragödien verantwortlich sind? 

 

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