Klage gegen Ryanair: Ist die fehlende geschlechtsneutrale Anrede Diskriminierung?

Veröffentlicht am: 31.März.2025Kategorien: RechtlichesLesezeit: 3 Min.
Ryan Air Flugzeug
Avatar-Foto
Nora Wölflick schreibt bei Recht 24/7 über interessante, tagesaktuelle Themen für den Love & Law Blog.

Die Diskussion um Geschlechteridentität und die Anerkennung nicht-binärer Menschen nimmt neue Dimensionen an. Ein bemerkenswerter Fall zeigt jetzt, wie ein scheinbar harmloser Vorgang – die Buchung eines Fluges – zu einem juristischen Schlagabtausch führen kann. Eine nicht-binäre Person verklagt Ryanair auf 5.000 Euro Schmerzensgeld, weil auf der Buchungswebsite des Unternehmens nur die Anredeoptionen „Herr“ oder „Frau“ zur Auswahl standen – und keine geschlechtsneutrale Möglichkeit angeboten wurde. Der Fall könnte nicht nur für die Fluggesellschaft, sondern auch für Unternehmen weltweit weitreichende Folgen haben.

Warum ist dieser Fall so wichtig?

Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Ticket buchen und müssen sich entscheiden, ob Sie als „Herr“ oder „Frau“ angesprochen werden – eine simple Auswahl, könnte man meinen. Doch für Menschen, die sich nicht in diese binären Kategorien einordnen, stellt diese Entscheidung eine erhebliche Belastung dar. Der Fall von René Rain Hornstein, der im Oktober 2021 auf der Ryanair-Website eine Flugreise buchen wollte, hat nun die rechtliche Frage aufgeworfen, ob Unternehmen verpflichtet sind, auch eine geschlechtsneutrale Anredeoption anzubieten.

Die rechtliche Dimension

Hornstein, der sich als nicht-binär identifiziert, fühlte sich durch die fehlende Möglichkeit, sich auf der Website ohne Bezug auf Geschlecht anzusprechen, diskriminiert. Er argumentiert, dass dies sein Persönlichkeitsrecht verletzte und er deshalb Anspruch auf Schadenersatz hat. Konkret fordert er 5.000 Euro Schmerzensgeld sowie eine Änderung der Buchungsoptionen auf der Website. Im Mittelpunkt des Verfahrens steht das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, das Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Geschlechtsidentität verbietet.

Die Fluggesellschaft Ryanair reagierte auf die Klage, indem sie die Vorwürfe zurückwies. Sie wies darauf hin, dass Hornstein auch in den Jahren 2023 und 2024 mit der Fluggesellschaft gereist sei, ohne dass eine Änderung der Anredeoptionen vorgenommen wurde. Das wirft die Frage auf: Wie schwer wiegt die tatsächliche Diskriminierung, wenn die betroffene Person dennoch weiterhin denselben Service nutzt?

Ein Schritt in die Zukunft?

Der Fall von Hornstein könnte weitreichende Folgen haben – nicht nur für Ryanair, sondern auch für Unternehmen, die in einer zunehmend diverseren Gesellschaft operieren. Es geht um mehr als nur um die Auswahl einer Anrede. Es geht darum, ob Unternehmen in der Lage sind, die Bedürfnisse einer Gesellschaft zu erkennen und darauf einzugehen. Sollte das Gericht zugunsten der Klägerin entscheiden, könnte dies einen Standard für zukünftige digitale Angebote setzen und die Verpflichtung von Unternehmen, Inklusivität zu gewährleisten, weiter verstärken.

Was bedeutet das für die Praxis?

Für Unternehmen bedeutet dieser Fall, dass sie ihre Prozesse und Angebote auf die Bedürfnisse einer immer diverseren Kundschaft ausrichten sollten. Während das Gesetz in vielen Ländern langsam auf diese Veränderungen reagiert, müssen Firmen bereits heute überlegen, wie sie eine möglichst breite Kundenbasis ansprechen können, ohne sich in alte, binäre Kategorien zu verstricken. Wer in der digitalen Welt von morgen bestehen möchte, muss heute schon an morgen denken.

Brauchen wir wirklich eine Klage für mehr Inklusivität?

Das Thema „Geschlechtsneutralität“ und der Umgang mit nicht-binären Menschen ist zweifellos wichtig. Dennoch stellt sich die Frage, ob wir wirklich eine Klage brauchen, um ein Unternehmen zu zwingen, eine Option zur geschlechtsneutralen Anrede anzubieten. Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass Unternehmen ihren Kunden die Freiheit lassen, sich ohne Druck auf bestimmte Identitätskategorien festzulegen? Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir die gesellschaftliche Diskussion noch weiterführen und darüber nachdenken, wie solche Angelegenheiten im Einklang mit einer offenen und respektvollen Kommunikation gelöst werden können.

Hast Du das Gefühl, durch Ryanair diskriminiert zu werden? Buche jetzt eine Beratung und erfahre Deine rechtlichen Möglichkeiten!

Zum Festpreis 119 EURO (brutto)