Hollywood gegen den Kopierer: Wie ein Mitarbeiter die Filmindustrie narrte – und mit einem blauen Auge davonkam

Ein Kinofilm vor der Premiere schon im Netz? Was für viele wie ein normaler Download aussieht, ist für die Filmindustrie ein Albtraum – und für einen US-Angestellten nun ein echter Strafprozess. Steven Hale, früher bei einer DVD-Produktionsfirma tätig, hat sich schuldig bekannt, mehr als 1.100 Pre-Release-Datenträger gestohlen und veröffentlicht zu haben. Die Namen der Filme lesen sich wie das Line-up der Oscar-Nacht – von Spider-Man: No Way Home über Matrix Resurrections bis Encanto.
Aber was passiert, wenn jemand die größten Hollywood-Studios austrickst – und dafür nur ein paar Jahre Gefängnis riskiert?
Die Tat: Filme klauen, bevor sie im Kino laufen
Laut US-Justizministerium stahl Steven Hale zwischen 2021 und 2022 eine gewaltige Menge an Blu-rays und DVDs mit unveröffentlichtem Material. Diese sogenannten Pre-Releases sind Vorabfassungen, die meist für interne Zwecke, Tester oder Werbezwecke erstellt werden. Eigentlich gut gesichert – aber Hale nutzte offenbar seine Zugriffsrechte am Arbeitsplatz skrupellos aus.
Am 14. März 2022 flog er auf: Die US-Behörden fanden bei ihm 1.160 gestohlene Filme, viele davon mit Kopierschutz versehen, den er gezielt umging. Die Titel waren keine B-Ware – darunter einige der größten Blockbuster der letzten Jahre. Verbreitet wurden die Filme über Online-Plattformen – weit vor dem offiziellen Kinostart.
Die Strafe: Millionenverluste? Am Ende wohl doch nicht
Die Filmstudios waren empört – und auch die US-Staatsanwaltschaft forderte zunächst eine harte Linie. Doch je genauer man hinsah, desto kleiner wurde der Schaden. Wo vorher von einem Millionenverlust die Rede war, geht man nun von „nur“ 15.000 bis 40.000 US-Dollar aus. Ein Bruchteil also dessen, was vermutet wurde.
Hale bekannte sich am 27. Mai 2025 schuldig – und bekommt dafür nun Strafmilderung. Ihm drohen maximal fünf Jahre Gefängnis, 250.000 Dollar Geldstrafe und drei Jahre Überwachung nach der Haft. Die Staatsanwaltschaft will aber die geringstmögliche Strafe empfehlen, da Hale kooperierte und die Verantwortung übernahm.
Und jetzt? Ein peinlicher Weckruf für die Filmindustrie
Der Fall zeigt, wie anfällig selbst milliardenschwere Studios für interne Sicherheitslücken sind. Hale war kein Hacker, kein Trickbetrüger – sondern ein einfacher Mitarbeiter mit Zugang zu sensiblen Daten. Die eigentliche Frage lautet daher: Wie konnte das passieren? Und: Wäre das nicht vermeidbar gewesen?
Filmindustrie hat sich selbst aufs Kreuz gelegt
Natürlich ist der Diebstahl strafbar – und natürlich muss Hale zahlen. Aber wenn ein Einzelner mit ein paar Rohlingen und einem USB-Stick die größten Studios der Welt lahmlegt, dann läuft bei denen im Sicherheitskonzept etwas mächtig schief.
Dass der finanzielle Schaden jetzt so viel niedriger ausfällt als erst behauptet, entlarvt auch ein altes Spiel: Die Branche liebt große Zahlen, vor allem wenn es um „Verluste durch Raubkopien“ geht. Aber wie oft ist das wirklich belegt? Vielleicht wäre es an der Zeit, weniger in Panikmache zu investieren – und mehr in Mitarbeiterkontrollen und Systemschutz. Denn: Nicht jeder Filmverlust ist gleich ein Blockbuster-Drama.
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