Der FC St. Pauli verlässt den Kurznachrichtendienst X

Veröffentlicht am: 20.November.2024Kategorien: RechtlichesLesezeit: 4 Min.
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Nora Wölflick schreibt bei Recht 24/7 über interessante, tagesaktuelle Themen für den Love & Law Blog.

St. Pauli sagte am letzten Donnerstag „Tschüss“ zu X: Warum der Klub den Kurznachrichtendienst verlässt

Der FC St. Pauli hat eine mutige Entscheidung getroffen: Der Bundesligist verabschiedet sich von der Plattform X, ehemals bekannt als Twitter. Seit 2013 war der Verein dort aktiv und hatte bis zuletzt 250.000 Follower. Doch Inhaber Elon Musk habe aus der einstigen Debatten-Plattform eine Hass-Maschine gemacht, die den Bundestagswahlkampf beeinflussen könnte so der Club. Jetzt zieht der FC St. Pauli die Reißleine und verlässt X – ein starkes Zeichen gegen Hass und Hetze im Netz.

Gründe für den X-Ausstieg von St. Pauli

Der FC St. Pauli teilte mit: Seit Elon Musk die Plattform übernommen hat, sei aus dem einstigen Twitter eine Plattform geworden, die Hass und Rassismus fördert. Verschwörungstheorien und Beleidigungen würden sich ungehindert verbreiten, während Sanktionen gegen solche Inhalte kaum durchgesetzt würden. Musk verkaufe dies als Meinungsfreiheit, doch die Realität sieht anders aus: X sei zu einem Ort geworden, an dem menschenfeindliche und rechtsradikale Inhalte florieren.

Der FC. St. Pauli gibt noch weitere Gründe für seinen Ausstieg von der Kurznachrichtenplattform an. Nach seinem Wahlsieg hat Donald Trump angekündigt, Musk zum Chef einer neu geschaffenen Behörde für Regierungseffizienz zu machen. Schon im Wahlkampf hatte Musk Trump unterstützt, auch durch die Nutzung von X. Es sei zu erwarten, dass X auch im Bundestagswahlkampf autoritäre und rechtsradikale Inhalte fördern wird, was den öffentlichen Diskurs massiv beeinflussen könnte.

Der FC St. Pauli will ein Zeichen setzen

Der FC St. Pauli hat die Nutzung von X bereits eingeschränkt und vor allem politische Statements für Diversität und Inklusion gepostet. Der Verein hat sich damit bewusst gegen den, aus ihrer Sicht verehrenden, Hass auf der Plattform gestellt. Doch nun geht der Klub einen Schritt weiter und beendet seine Aktivitäten auf X komplett. Das Konto wird nicht mehr genutzt, obwohl die Inhalte der vergangenen elf Jahre online bleiben, um ihren zeithistorischen Wert zu bewahren.

Der Verein dankt seinen Mitgliedern für den kritischen Austausch zum Umgang mit X und ruft seine Follower dazu auf, zu BlueSky, einer X-Alternative zu wechseln. Auch das englische Konto des FC St. Pauli wird bald auf BlueSky aktiv sein.

Was bedeutet das für die Zukunft?

Der Rückzug des FC St. Pauli von X ist ein Signal. Es zeigt, dass Vereine und Organisationen Verantwortung übernehmen und sich gegen die Verbreitung von Hass und Hetze stellen können. Der Schritt könnte andere dazu ermutigen, sich ebenfalls gegen Hass und Hetze zu positionieren. Es ist ein Appell des Clubs, an die Gesellschaft, sich für ein respektvolles und inklusives Miteinander einzusetzen – sowohl online als auch offline.

Andere Vereine ziehen nach

Neben dem FC St. Pauli haben zwei weitere Vereine aus der ersten und dritten Bundesliga erklärt sich von der Plattform X zurückzuziehen. Der Erstligist SV Werder Bremen verkündete auf der eigenen Webseite, man habe die Social Media Plattform X verlassen, da sich die Plattform seit der Übernahme durch den Tech-Milliardär, unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, zu einem Sammelbecken für Hate Speech, Hass gegen Minderheiten, rechtsextremistische Posts und Verschwörungstheorien gewandelt hat. Dem Verein stößt zudem auf, dass die Radikalisierung von X durch den Inhaber Musk selbst vorangetrieben wird. Dieser äußerte sich u.a. transphob, antisemitisch und verbreite Verschwörungstheorien. Die „vollkommene Intransparenz“ der Steuerung und Algorithmen der Plattform werden ebenfalls bemängelt, so der Club. Zudem wirft der SV Werder Elon Musk vor das Netzwerk als politische Waffe, wie zuletzt im US-Wahlkampf, zu missbrauchen.

Auch der Drittligist Hansa Rostock hat seinen Ausstieg bei X bekanntgegeben – mit einem klaren „Wir sind raus!“. Der FCH verfolgt jedoch andere Gründe, wie eine Sprecherin des Klubs der Deutschen Presse-Agentur erklärte: „Wir haben schon länger darüber nachgedacht, den Kanal zu beenden und uns stattdessen auf unsere anderen Kanäle zu fokussieren, die besser angenommen werden und eine größere Reichweite bieten.“

Fazit

Der Entscheidung soll ein Signal gegen die Verrohung des digitalen Diskurses senden und zeigt, dass auch große Organisationen Verantwortung übernehmen können. Gleichzeitig stellt sich jedoch die Frage, ob der Rückzug von Plattformen wie X die einzig mögliche Reaktion ist. Sollte nicht vielmehr der Fokus darauf liegen, diese Plattformen zu reformieren und zu regulieren, um Hass und Hetze jeglicher Art effektiv begegnen zu können? Der Schritt des FC St. Pauli ist ein bemerkenswerter, doch die Diskussion über den Umgang mit Hass im Netz bleibt weiterhin offen. Es bleibt abzuwarten, wie sich andere Vereine und Organisationen positionieren und wie die Plattformbetreiber auf diese Entwicklungen reagieren werden.

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